Wertungsspielen 2003

Dabei sein ist alles! Oder vielleicht doch nicht?

Auch in diesem Jahr, am 22. November, nahm der Musikverein Niederlosheim an den im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindenden Wertungsspielen des Bundes Saarländischer Musikvereine teil.

Dort sind zwei Musikstücke vorzutragen, die von einer fachkompetenten Jury nach Kriterien wie Intonation, Klangbalance, Dynamik usw. mit Punkten bewertet werden. Eines der beiden Stücke kann frei gewählt werden, das andere, das sogenannte Pflichtstück, muss aus 3 möglichen von der Jury vorgegebenen Musikstücken stammen. Die Pflichtstücke werden frühzeitig bekannt gegeben, sodass eine ausreichende Vorbereitungszeit zum Einproben der Literatur gegeben ist.

Als Pflichtstück wurde von Dirigent Morbach Norwegian Rondo ausgewählt, welches in die Kategorie der sinfonischen Blasmusik einzuordnen ist. Beim Selbstwahlstück fiel die Wahl auf The Highlands, eine Komposition, in der Themen aus der Landschaft des schottischen Hochlands musikalisch beschrieben werden. Dieses Stück befindet sich schon seit längerem im Repertoire des Musikvereins und wurde u.a. auch am Frühlingskonzert dieses Jahres aufgeführt.

Die Vorbereitung auf das diesjährige Wertungsspielen war sicher nicht ideal. Die Probearbeit wurde im September und Oktober immer wieder durch Auftritte unterbrochen und wenn sie dann stattfand, so zeugte der Probenbesuch nicht gerade von einer hohen Motivation, dieses Mal das Ergebnis von vor zwei Jahren zu verbessern.

So fuhr man dann am Samstag eher mit der Parole »Dabei sein ist alles« nach Merzig in die Stadthalle, wo wir als erstes Orchester bei der Jury vorstellig wurden. Die Nervosität hielt sich in Grenzen, die Erwartungshaltung auch, schließlich war die Jury dieselbe wie vor zwei Jahren und wir hatten eigentlich ja nichts getan, um die Kritikpunkte vom letzten Mal zu verbessern.

Die beiden Vortragsstücke spulten wir dann auch ohne größere Betriebsunfälle ab. Man kann sogar sagen, dass wir zuvor in keiner unserer Proben die Stücke jemals besser gespielt hatten als an diesem Nachmittag vor den Ohren der Jury. So gingen wir denn recht zufrieden und ohne Frust von der Bühne mit der Hoffnung, vielleicht diesmal doch eine bessere Bewertung zu bekommen als beim letzten Mal.

Spätestens bei der Bekanntgabe der Ergebnisse am Sonntag musste diese Hoffnung begraben werden. Wieder hatten wir das Prädikat »Mit gutem Erfolg« bekommen, welches sich besser anhört als es eigentlich ist. Der Grund dafür liegt sicher nicht bei den Wertungsrichtern, die ganz neutral das bewerten, was sie zu Gehör bekommen ohne dabei durch die rosarote Vereinsbrille zu schauen. Der Optimist würde sagen: Klasse, wir sind in zwei Jahren nicht schlechter geworden; der Pessimist würde sagen: Schlecht, wir sind in zwei Jahren keinen Deut besser geworden.

Aber sehen wir es doch lieber positiv, denn sollte uns beim nächsten Mal in zwei Jahren dann wieder das Murmeltier in Gestalt der drei Wertungsrichter grüßen, so braucht man an diesem Bericht hier wenigstens nur das Datum zu ändern.

Für alle, die es interessiert, nachfolgend die schriftliche Stellungnahme der Wertungsrichter zu den von uns vorgetragenen Musikstücken.

Norwegian Rondo

Der Vortrag des Werkes »Norwegian Rondo« von Philip Sparke gelang dem Musikverein »Cäcilia« Niederlosheim eigentlich sehr gut. Von Beginn an gab es jedoch schonIntonationsprobleme in fast allen Registern. Aufgefallen ist auch sofort der immer noch relativ harte Klang der Saxophone. Nach wie vor ist auch das Blech gegenüber dem Holz sehr laut, so sind z.B. die Holzpassagen in den Takten 20 und 23/24 ziemlich untergegangen. Die Achtelnoten in den verschiedenen Melodielinien des Stückes wurden sehr unterschiedlich phrasiert, obwohl es z.T. dieselbe Melodie war, spielten die Holzbläser sehr breite Achtel und die Blechbläser sehr kurze Achtel. Hier muss in Zukunft auf eine einheitliche Phrasierunggeachtet werden. In den Takten vor 71 gab es einen ziemlichen Tempoverlust. Das Trompetensolo bei Takt 71 war eigentlich sehr schön gespielt, man hätte es evtl. etwas weicher spielen können. Ein großes Problem bei diesem Werk war auch die Klangbalance, oft war die Begleitung zu laut, so z.B. ab Takt 79, wo die Posaunen und Trompeten die Melodie im Holz zugedeckt haben. Bitte bei Takt 111 in den Holzbläsern die Töne nicht nachdrücken. Die Dynamikunterschiede ab Takt 131 sollten deutlicher hervortreten. In Takt 144 kam der Einsatz der Trompeten zu spät. Sehr schlecht intoniert hat das tiefe Blech in Takt 185. Solche kritischen Töne wie das tiefe H muss man vorher sehr gut ausstimmen. Die Intonations- und Balanceprobleme zogen sich durch das gesamte Stück.

The Highlands

Nicht ganz so toll war die Leistung des Musikvereins beim Vortrag des Stücks »The Highlands« von Kees Vlak. Hier traten vor allem gleich zu Beginn große Klangmängel auf, was sich natürlich auch negativ auf die Intonation auswirkt. So war z.B. die Intonation im Takt 19 in den Holzbläsern relativ schlecht. Das Klarinettensolo ab Takt 20 wurde sehr schön musiziert. An dieser Stelle ein großes Lob an den Solisten, allerdings sollte er dringendst an seinem Klang arbeiten. Zum einen muss man wahrscheinlich auf das Material (Mundstück/Blätter) achten, zum anderen muss unbedingt mit mehr Lippenspannung gespielt werden, damit der Klang voller wird.

Bei Takt 28 war es nicht unbedingt nötig, die Klarinetten-Stimmen mit Flügelhörnern zu verdoppeln. In Zukunft muss darauf geachtet werden, dass die Schlüsse gemeinsam beendet werden. Eine relativ schlechten Schluss gab es z.B. in Takt 44. Hier sollten die Musiker unbedingt mehr auf den Dirigenten achten. Der folgende Teil ab Takt 45 wurde sehr musikalisch gespielt. Das Tenorhornsolo ab Takt 61 hätte deutlicher sein können.

Den schnellen Teil ab Takt 96 unbedingt in pianissimo beginnen. In diesem Teil gab es aber oft Probleme im Klangausgleich, so war z.B. die Begleitung ab Takt 120 in den Trompeten und Hörnern viel zu laut.

Allgemeine Beurteilung

Wie schon vor zwei Jahren, lagen die Hauptprobleme beim Musikverein Niederlosheim in der Intonation, im Klang der einzelnen Musiker und im Klangausgleich innerhalb des Orchesters. Hier muss unbedingt daran gearbeitet werden.

  • Intonation: es sollten auf jeden Fall Intonationsübungen gemacht werden. Am idealsten dafür sind 4-stimmige Bachchoräle. Dort kann man einzelne Akkorde ausstimmen, und die Musiker können dies auch hören.
  • Klang der einzelnen Musiker: dies ist natürlich auch eine Grundvoraussetzung für eine gute Intonation. Evtl. sollten hier Workshops mit Dozenten veranstaltet werden, die genau auf das Material und den Ansatz der einzelnen Musiker achten. So wurde z.B. schon vor zwei Jahren bemängelt, dass die Saxophone auf Metallmundstücken blasen, was sich leider noch nicht geändert hat, wobei man anmerken muss, dass sich die Alt-Saxophone Mühe geben, auch auf diesen Mundstücken gut zu klingen. Das Tenor-Saxophon klingt jedoch sehr aufdringlich. Sie sollten unbedingt umsteigen.
  • Klangausgleich innerhalb des Orchsters: auch dieses Problem gab es schon vor zwei Jahren. Die Musiker müssen mehr aufeinander hören. Man muss sie dazu zwingen, zu hören, welche Instrumentengruppe gerade die Melodie hat, und die Begleitung muss dann einfach leiser spielen. Vor allem das Blech ist nach wie vor sehr laut.

Der Dirigent, Herr Guido Morbach, hatte das Orchester gut im Griff und dirigierte sehr umsichtig. Allerdings sollten die Musiker noch mehr auf ihn achten. Dennoch glaube ich, dass der Musikverein auf einem guten Weg ist. Diese Mängel, die oben aufgeführt sind, auszubessern, braucht leider sehr viel Zeit.

Ich wünsche dem Orchester weiterhin viel Freude beim Musizieren und beglückwünsche den Verein zu dem Prädikat

»Mit gutem Erfolg«.

Wolfgang Wössner 
Wertungsrichter

 

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Kontakt:


Musikverein »Cäcilia« Niederlosheim

Christoph Meyers (1. Vorsitzender)
Schachenstraße 16 c
66679 Losheim am See

Website: mvniederlosheim.de

 

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