Sehr geehrter Herr M.,

ich wende mich heute an Sie als Vorstand des "Musikvereins Cäcilia Niederlosheim" mit einer Anfrage.

Zu meiner Person:
Mein Name ist Birgit W. Von 1966 bis 1976 habe ich in Niederlosheim gewohnt und von 1966 bis 1970 dort auch die Grundschule (Schnepfenbruch) besucht. Und obwohl ich seit 30 Jahren nicht mehr an der Saar lebe - so verbindet mich immer noch viel mit dem Saarland - eben auch durch viele schöne Kindheitserinnerungen mit Niederlosheim.

mein Anliegen:
Als ich nun zufällig auf der Homepage Ihres Musikvereins landete, war ich zunächst nostalgisch gestimmt ob der Fotos und Erinnerungen (z. B. der alte Saalbau). Irritiert hat mich jedoch plötzlich einer Ihrer Slogans.

Die Überschrift: "Seit 1959 wird zurückgeblasen" an dieser Stelle irritiert mich doch sehr und sie weckt bei mir eine gedankliche Verknüpfung zu einem historischen Ereignis, das ich nicht mit Ihrem Musikverein und nicht mit Niederlosheim in Verbindung bringen kann.

Ich kenne den Urheber dieser Überschrift nicht und weiss auch nicht, was er aussagen will, aber es kann meiner Meinung nach sehr schnell missverstanden werden. Auf der anderen Seite möchte ich mich jetzt nicht einfach von außerhalb in die inneren Anlegenheiten Ihres Musikvereins einmischen. Deshalb habe ich abgewartet, aber auch nach Monaten war die Überschrift noch da. Ich bin nun weiterhin irritiert und hoffe, dass Sie mich über die Angelegenheit aufklären können.

Ich bedanke mich Voraus für Ihre Mühe!

Mit freundlichen Grüßen,

Birgit W., Berlin

Re: Achtung, Achtung, hier spricht Berlin

Sehr geehrte Frau W.,

herzlichen Dank für Ihre Zuschrift und die darin geäußerte Sorge über mutmaßlich revisionistische Umtriebe in unserem Musikverein. Seien Sie versichert, dass wir Ihre Zuschrift sehr ernst nehmen, dennoch macht sie uns aber auch ein Stück weit traurig.

Die von Ihnen ganz zu Recht kritisch angesprochene Parole "Seit 1959 wird zurückgeblasen" stammt nach unseren Recherchen wohl noch aus der Feder unseres ehemaligen Internetseiten-Verantwortlichen, der allerdings bereits seit einigen Jahren dieses Amt nicht mehr bekleidet.

Zum besseren Verständnis möchte ich an dieser Stelle von folgendem historischen Ereignis berichten, das Ihnen ja aufgrund Ihres Umzugs nach Berlin offensichtlich nicht bekannt zu sein scheint, aber zum Verständnis der von Ihnen angesprochenen Problematik wesentlich ist:

Sie erinnern sich doch sicher noch an das Gemeindegefrierhaus hinter unserem Vereinslokal, dem Gasthaus Buwen. Da in den 70er Jahren immer mehr Privathaushalte eigene Gefriergeräte anschafften, wurde das Gemeindegefrierhaus irgendwann überflüssig.

Als schließlich auch wir vom Musikverein unser gemietetes Gefrierfach leer räumen wollten, fanden wir zu unserer größten Verwunderung darin ein massives in Cellophan verpacktes Fleischpaket mit Absenderadresse: Berlin!

Wir konnten uns überhaupt keinen Reim darauf machen und dachten zunächst, es handele sich um eine anonyme Döner-Spende für unser Waldfest am Stangenwald. Umso größer war die Überraschung, als wir nach dem Auftauen die Folie entfernten: In dem Paket steckte ein etwas ungepflegt und verwirrt wirkender älterer Herr und seine ersten Worte waren: »Äch bän wädärr da!«

 

ER WAR WIEDER DA!

 

Wir waren völlig perplex. Was tun mit IHM? 

Den Vorschlag, IHN an die Freiwillige Feuerwehr abzugeben, wo ER das Amt des Löschbezirksführers übernehmen könnte, wurde schnell verworfen. Nein, wir vom Musikverein Cäcilia Niederlosheim wollten uns dieser Aufgabe ganz alleine stellen!

In zahllosen Sondersitzungen in unserem Vereinslokal Buwen, die teilweise bis tief in die Nacht andauerten, sondierten wir aber auch jede erdenkliche Möglichkeit, IHN im Musikverein zu integrieren. Problematisch war dabei, dass ja einige Aufgaben für IHN von vorneherein ausschieden:

Da ER ja bekanntermaßen Vegetarier und Antialkoholiker war, konnten wir IHN bei unseren Waldfesten im Bierstand oder in der Rostwurstbude natürlich nicht einsetzen. Eine Mitwirkung als aktiver Musiker war aufgrund seines strengen Mundgeruchs ebenfalls nicht ratsam. Generell erschien uns eine Integration ins Orchester problematisch, da ER ja trotz seiner musikalischen Unerfahrenheit mit Sicherheit das Amt des Stimmführers für sein Register beanspruchen würde!

Was tun?

Die Idee, die schließlich zielführend war, stammt - in aller Bescheidenheit, soviel Zeit muss sein - von meiner Person. Heute würde mich man mich dafür wohl einen "Gutmenschen" schimpfen:

Ich erklärte meinen Kollegen im Musikverein unmissverständlich: "Das müssen wir aushalten!". Denn für mich waren bereits vor mehr als 30 Jahren "WILLKOMMENSKULTUR, INTEGRATION, TEILHABE!", "REFUGEES WELCOME!" und "KEIN MENSCH IST ILLEGAL, auch ER nicht!" mehr als nur leere Worte!

Wir entschieden uns also, IHM eine unauffällige, aber dennoch äußerst verantwortungsvolle Aufgabe zu übertragen, nämlich die des Notenwarts. Das funktionierte auch eine ganze Zeit lang sehr gut, da bei IHM Ordnung und Pünktlichkeit hoch im Kurs standen! Auf der anderen Seite bestand nach einiger Zeit unser Repertoire nur noch aus Marschmusik, was vor allem bei unseren fußkranken Musikern zu Unstimmigkeiten führte.

Ein Glücksfall war für uns das Aufkommen des World-Wide-Web zu Anfang der 90er Jahre, und dies brachte schließlich die Endlösung für unser Integrationsproblem:

Wir übertrugen IHM die Aufgabe, für uns einen Internet-Auftritt zu erstellen und ER meisterte diese Aufgabe mehr als 20 Jahre lang mit Bravour!

Zugegeben, sein Schreibstil mochte von Zeit zu Zeit etwas harsch wirken, auch würde man, um auf Ihre Zuschrift zurückzukommen, manches heute sicher anders formulieren, aber immerhin konnten wir auch einige nennenswerte Integrationserfolge erzielen: So konnten wir IHN, mit viel Verständnis, im gemeinsamen Gespräch, davon überzeugen, unser Vereinslokal nicht mehr als "Hauptquartier" und unsere Musikproben nicht mehr als "Truppenübungen" zu bezeichnen! Darüber hinaus erklärte er sich bereit, auf unserer Website nicht mehr ausschließlich diese Schriftart zu verwenden.

Dennoch, wir geben das auch unumwunden zu: Integration ist das Bohren dicker Bretter, eine schwierige, langwierige Aufgabe, die wir sehr ernst nehmen, gerade wir in Niederlosheim mit unserer Geschichte...

Völlig unerwartet hat ER uns vor einigen Jahren über Nacht wieder verlassen, man munkelt, er solle in eine Altersresidenz nach Südamerika ausmarschiert sein.

Danach wurde das Amt zur Verwaltung dieser Internetseiten meiner Person übertragen, und ich versuche seither nach besten Kräften, diese Aufgabe in SEINEM Sinne fortzuführen.

Gruß aus der Heimat!

Armin R.

 

 

 

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Kontakt:


Musikverein »Cäcilia« Niederlosheim

Christoph Meyers (1. Vorsitzender)
Schachenstraße 16 c
66679 Losheim am See

Website: mvniederlosheim.de

 

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