Wenn alles bläst und einer spricht: in Niederlosheim nennt man das seit letztem Jahr: "Frühlingskonzert". Sänger Martin Herrmann und der Musikverein erzählten das musikalische Märchen von Peter und dem Wolf - und außergewöhnlich viele wollten das hören. Am Palmsonntag machen der Sänger und die Bläser wieder gemeinsame Sache: Mit einer Mischung aus Klassik, Swing, Chanson und traditionellster Blasmusik. Um 17 Uhr in der Niederlosheimer Mehrzweckhalle.
Die Spaßcombo des MV Niederlosheim
Sie gingen in den Kindergarten und dann zur Schule, jeweils mit mäßigem Erfolg. Doch die Musiker wollten keine Noten mit nach Hause bringen, sondern Stühle in die Turnhalle. Seit fast vier Jahrzehnten stellt der Musikverein »Cäcilia« Niederlosheim nun Stühle auf. Mal kamen mehr, mal weniger Menschen zum Frühlingskonzert. Letztes Jahr fast zu viel: Die Stühle reichten hinten und vorne nicht. Zum Schluss mussten gar die Bänke aus den Umkleidekabinen dran glauben. Was damals für so viel Zulauf und Zuspruch sorgte, geht am Sonntag in die zweite Runde. Auf Märchenonkel Martin muss der Besucher diesmal verzichten, dafür wird er mehr singen, begleitet vom Orchester des Musikvereins.
Doch das Konzert beginnt, wie es sich gehört: Mit einer Ouverture und einem der meistgespieltesten sinfonischen Blasmusikstücke der Welt: "Appalachian Overture" von James Barnes. Weltberühmt sind auch die Melodien des nächsten Werks: Der Musikverein spielt Teile aus Modest Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung". Zwar noch nicht welt-, aber über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist der Schöpfer des dritten Stücks: Thomas Finkler. Der Niederlosheimer Schlagzeuger und Posaunist komponiert seit ein paar Jahren für Blasorchester und tut dies mit wachsendem Erfolg: Nicht nur der MV Niederlosheim schätzt seine Arbeiten, im März spielte die "Philharmonie" aus dem elsässischen Diemeringen seinen "Nachtflug". Am Sonntagabend ist Premiere von "November Novelties", bevor dann Herrmann mit Musicalgesang in das Konzert einsteigen wird: "Für Sarah" aus "Tanz der Vampire", "Maria" aus Leonards Bernsteins "West Side Story" und "Jesus Christ Superstar" beschließen den ersten Teil das Abends.
Das Niederlosheimer "Frühlingskonzert" hat mittlerweile 37 Jahre auf dem Buckel und was wäre eine Blaskapelle ohne Marsch und Polka im Programm: "Laridah", "Fuchsgraben" und ein siebzig Jahre altes Arrangement der "Amboss-Polka" servieren nach der Pause eine ordentliche Portion Tradition - und wer davon noch einen Nachtisch möchte, braucht am Schluss des Konzerts nur sorgfältig zu klatschen: Ein Schlussmarsch ist mit Sicherheit schon angerichtet. Bevor es soweit ist, gibt's mit Martin Herrmann "Frank Sinatra in Concert", "Heal the World" von Michael Jackson, "Aux Champs-Elysées" und Charles Trenet's "La mer", das den jüngeren Hörern als "Beyond the sea" in der Robbie Williams-Version bekannt sein dürfte. Ein Menü für viele Geschmäcker also - und so preiswert. Der Eintritt ist frei, gegen eine Spende für die Jugendarbeit kann man sogar sitzen: Die Musiker haben diesmal ein paar Stühle mehr aufgestellt.
Presseartikel aus SZ vom 08.04.2006 (Verfasser: Harald Klauck)
Bei »Peter und der Wolf« wird der eine an die zerkratzte Kinderschallplatte denken, die mittlerweile irgendwo auf dem Dachboden verstaubt. Der andere wird aus dem Langzeitgedächtnis vielleicht den Namen »Prokofjew« hervorkramen oder an die CD Nummer 123 der Klassiksammlung denken.
Aus dem dörflichen Kulturkalender ist es nicht mehr weg zu denken: Das Frühlingskonzert des Musikvereins »Cäcilia« Niederlosheim. Zum 34. Mal versuchen die Musiker nun schon, eine Art Gegenveranstaltung zum samstäglichen Fernsehabend zu bieten - und werden es in diesem Jahr noch schwerer haben als sonst: Wenn am Samstag, 15. Mai, 20 Uhr, die Niederlosheimer Turnhalle zum Konzertsaal wird, zelebriert wenig später das Schlager-Europa wieder einmal seinen großen Preis. Doch der Musikverein hat einiges dagegen zu setzen.
Das Orchester bei der Probenarbeit für das Konzert
Besonderes Schmankerl ist diesmal der Auftritt des vereinseigenen Brass-Ensembles »Off Beat«. Fünf mehr oder weniger junge Niederlosheimer Musiker werden ausschließlich eigene Kompositionen zu Gehör bringen: »Unterdorf Connection«, »Kerzenberg Kanon« oder »Vollgas in der Hottengass« erzählen skurrile Geschichten aus dem Dorfleben und passen garantiert in keine musikalische Schublade. Geschrieben hat sie Thomas Finkler, ein Abkömmling alten Niederlosheimer Musikadels, der im Laufe des Konzerts preisgeben wird, was er sich beispielsweise bei dem Titel »Bahnbrück Blues« gedacht hat. Ein's kann schon verraten werden: Es klingt schiefer und schräger, als die alte Niederlosheimer Bahnbrücke tatsächlich ist.
Daneben müssen die fünf »Off Beats« auch im Orchester des Vereins ran, das den Hauptteil des Abends musikalisch gestalten wird. Neben konzertanter und sinfonischer Blasmusik, die teils schon beim letzten Wertungsspielen des »Bundes Saarländischer Musikvereine« (BSM) gespielt wurde, kommt auch dieUnterhaltungssparte nicht zu kurz: Stücke von Elton John und Nena werden ebenso zu hören sein, wie die Hits des Udo Jürgens, der ja auch mal beim Grand Prix d'Eurovision de la Chanson recht erfolgreich war.
Wen das alles immer noch nicht vom Schlager-Spektakel in die Turnhalle lockt, dem sei noch mitgegeben, dass im »ABBA«-Jahr - vor 30 Jahren gewannen diese den »Grand Prix« - selbstverständlich auch der ein oder andere Schweden-Song durch die Halle wummern wird. Dazu ist noch der Eintritt frei.
Also: Fernseher aus!
Auch in diesem Jahr, am 22. November, nahm der Musikverein Niederlosheim an den im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindenden Wertungsspielen des Bundes Saarländischer Musikvereine teil.
Dort sind zwei Musikstücke vorzutragen, die von einer fachkompetenten Jury nach Kriterien wie Intonation, Klangbalance, Dynamik usw. mit Punkten bewertet werden. Eines der beiden Stücke kann frei gewählt werden, das andere, das sogenannte Pflichtstück, muss aus 3 möglichen von der Jury vorgegebenen Musikstücken stammen. Die Pflichtstücke werden frühzeitig bekannt gegeben, sodass eine ausreichende Vorbereitungszeit zum Einproben der Literatur gegeben ist.
Als Pflichtstück wurde von Dirigent Morbach Norwegian Rondo ausgewählt, welches in die Kategorie der sinfonischen Blasmusik einzuordnen ist. Beim Selbstwahlstück fiel die Wahl auf The Highlands, eine Komposition, in der Themen aus der Landschaft des schottischen Hochlands musikalisch beschrieben werden. Dieses Stück befindet sich schon seit längerem im Repertoire des Musikvereins und wurde u.a. auch am Frühlingskonzert dieses Jahres aufgeführt.
Die Vorbereitung auf das diesjährige Wertungsspielen war sicher nicht ideal. Die Probearbeit wurde im September und Oktober immer wieder durch Auftritte unterbrochen und wenn sie dann stattfand, so zeugte der Probenbesuch nicht gerade von einer hohen Motivation, dieses Mal das Ergebnis von vor zwei Jahren zu verbessern.
So fuhr man dann am Samstag eher mit der Parole »Dabei sein ist alles« nach Merzig in die Stadthalle, wo wir als erstes Orchester bei der Jury vorstellig wurden. Die Nervosität hielt sich in Grenzen, die Erwartungshaltung auch, schließlich war die Jury dieselbe wie vor zwei Jahren und wir hatten eigentlich ja nichts getan, um die Kritikpunkte vom letzten Mal zu verbessern.
Die beiden Vortragsstücke spulten wir dann auch ohne größere Betriebsunfälle ab. Man kann sogar sagen, dass wir zuvor in keiner unserer Proben die Stücke jemals besser gespielt hatten als an diesem Nachmittag vor den Ohren der Jury. So gingen wir denn recht zufrieden und ohne Frust von der Bühne mit der Hoffnung, vielleicht diesmal doch eine bessere Bewertung zu bekommen als beim letzten Mal.
Spätestens bei der Bekanntgabe der Ergebnisse am Sonntag musste diese Hoffnung begraben werden. Wieder hatten wir das Prädikat »Mit gutem Erfolg« bekommen, welches sich besser anhört als es eigentlich ist. Der Grund dafür liegt sicher nicht bei den Wertungsrichtern, die ganz neutral das bewerten, was sie zu Gehör bekommen ohne dabei durch die rosarote Vereinsbrille zu schauen. Der Optimist würde sagen: Klasse, wir sind in zwei Jahren nicht schlechter geworden; der Pessimist würde sagen: Schlecht, wir sind in zwei Jahren keinen Deut besser geworden.
Aber sehen wir es doch lieber positiv, denn sollte uns beim nächsten Mal in zwei Jahren dann wieder das Murmeltier in Gestalt der drei Wertungsrichter grüßen, so braucht man an diesem Bericht hier wenigstens nur das Datum zu ändern.
Für alle, die es interessiert, nachfolgend die schriftliche Stellungnahme der Wertungsrichter zu den von uns vorgetragenen Musikstücken.
Der Vortrag des Werkes »Norwegian Rondo« von Philip Sparke gelang dem Musikverein »Cäcilia« Niederlosheim eigentlich sehr gut. Von Beginn an gab es jedoch schonIntonationsprobleme in fast allen Registern. Aufgefallen ist auch sofort der immer noch relativ harte Klang der Saxophone. Nach wie vor ist auch das Blech gegenüber dem Holz sehr laut, so sind z.B. die Holzpassagen in den Takten 20 und 23/24 ziemlich untergegangen. Die Achtelnoten in den verschiedenen Melodielinien des Stückes wurden sehr unterschiedlich phrasiert, obwohl es z.T. dieselbe Melodie war, spielten die Holzbläser sehr breite Achtel und die Blechbläser sehr kurze Achtel. Hier muss in Zukunft auf eine einheitliche Phrasierunggeachtet werden. In den Takten vor 71 gab es einen ziemlichen Tempoverlust. Das Trompetensolo bei Takt 71 war eigentlich sehr schön gespielt, man hätte es evtl. etwas weicher spielen können. Ein großes Problem bei diesem Werk war auch die Klangbalance, oft war die Begleitung zu laut, so z.B. ab Takt 79, wo die Posaunen und Trompeten die Melodie im Holz zugedeckt haben. Bitte bei Takt 111 in den Holzbläsern die Töne nicht nachdrücken. Die Dynamikunterschiede ab Takt 131 sollten deutlicher hervortreten. In Takt 144 kam der Einsatz der Trompeten zu spät. Sehr schlecht intoniert hat das tiefe Blech in Takt 185. Solche kritischen Töne wie das tiefe H muss man vorher sehr gut ausstimmen. Die Intonations- und Balanceprobleme zogen sich durch das gesamte Stück.
Nicht ganz so toll war die Leistung des Musikvereins beim Vortrag des Stücks »The Highlands« von Kees Vlak. Hier traten vor allem gleich zu Beginn große Klangmängel auf, was sich natürlich auch negativ auf die Intonation auswirkt. So war z.B. die Intonation im Takt 19 in den Holzbläsern relativ schlecht. Das Klarinettensolo ab Takt 20 wurde sehr schön musiziert. An dieser Stelle ein großes Lob an den Solisten, allerdings sollte er dringendst an seinem Klang arbeiten. Zum einen muss man wahrscheinlich auf das Material (Mundstück/Blätter) achten, zum anderen muss unbedingt mit mehr Lippenspannung gespielt werden, damit der Klang voller wird.
Bei Takt 28 war es nicht unbedingt nötig, die Klarinetten-Stimmen mit Flügelhörnern zu verdoppeln. In Zukunft muss darauf geachtet werden, dass die Schlüsse gemeinsam beendet werden. Eine relativ schlechten Schluss gab es z.B. in Takt 44. Hier sollten die Musiker unbedingt mehr auf den Dirigenten achten. Der folgende Teil ab Takt 45 wurde sehr musikalisch gespielt. Das Tenorhornsolo ab Takt 61 hätte deutlicher sein können.
Den schnellen Teil ab Takt 96 unbedingt in pianissimo beginnen. In diesem Teil gab es aber oft Probleme im Klangausgleich, so war z.B. die Begleitung ab Takt 120 in den Trompeten und Hörnern viel zu laut.
Wie schon vor zwei Jahren, lagen die Hauptprobleme beim Musikverein Niederlosheim in der Intonation, im Klang der einzelnen Musiker und im Klangausgleich innerhalb des Orchesters. Hier muss unbedingt daran gearbeitet werden.
Der Dirigent, Herr Guido Morbach, hatte das Orchester gut im Griff und dirigierte sehr umsichtig. Allerdings sollten die Musiker noch mehr auf ihn achten. Dennoch glaube ich, dass der Musikverein auf einem guten Weg ist. Diese Mängel, die oben aufgeführt sind, auszubessern, braucht leider sehr viel Zeit.
Ich wünsche dem Orchester weiterhin viel Freude beim Musizieren und beglückwünsche den Verein zu dem Prädikat
»Mit gutem Erfolg«.
Wolfgang Wössner
Wertungsrichter
Als ABBA noch »in« war, war es auch der Musikverein aus Niederlosheim. In der Turnhalle gibt es jedes Jahr im Frühling ein Klassekonzert, doch zieht es leider immer weniger Einheimische dorthin.
"Laufen Sie noch nicht weg, bleiben Sie noch ein, zwei Tage, seien Sie Gast bei Ihrem Musikverein!"
Mit diesen Worten verkündete Moderator Thomas Fried den Beginn des landläufig als "geselligen" bezeichneten Teil des Konzerts. Und der dauerte bei manchem Niederlosheimer Musiker tatsächlich bis in die späten Morgenstunden. Doch egal ob mit Kater im Kopf oder ohne, tags darauf dürfte jeder der Beteiligten sich ganz gut gefühlt haben: Sie haben ein abwechslungsreiches Abendprogramm abgeliefert, ein Konzert für alle, nicht nur für Blasmusikfans.
Etwa 140 Gäste in der geschickt bestuhlten und daher vollen Turnhalle honorierten dies mit viel Applaus und forderten zwei Zugaben, die die ausgewogene Stückauswahl des Konzerts deutlich machen: Mit "Sir Duke" - einem Arrangement von Stevie Wonder's Hommage an den großen Bandleader und KomponistenDuke Ellington - forderte Dirigent Guido Morbach den Musikern einiges ab. Doch niemand brach sich die Finger bei den teilweise schwierigen Jazzgirlanden und auch der satte poppige Sound des Stücks kam trotz schwindender Puste zur Geltung. Wem das nicht gefiel, kam bei der zweiten Zugabe wieder auf seine Kosten: "Einzug der Bürgergarde" - ein Marsch zum Abschluss, wie es sich für einen Musikverein gehört.
Apropos Marsch: Wo sonst die ein oder andere Musikkapelle die letzten Reserven mobilisiert und Festzelte wie Hallen mit kriegerischem Fortissimo hinwegfegt, spielt die »Cäcilia« aus Niederlosheim diszipliniert und mit musikalischem Feingefühl. Und höre da, auch Märsche sind Musik! Ansonsten gab es viel Anlass zum Mitpfeifen, teilweise sogar ausdrücklich notiert wie im "River Kwai Marsch" - in Deutschland auch unter dem Titel "Komm doch, mit auf den Underberg" bekannt. Kevin Costner ritt mit seinen Oscars in der Satteltasche noch einmal über unberührte Prärie ("Der mit dem Wolf tanzt"), die Mädels von "ABBA" stöhnten in Gestalt zweier Trompeter "Fernando" und andere Schmuseschnulzen. Selbst die alte "Miss Marple" wurde wieder ausgegraben und vor dem geistigen Auge erschien der jugendliche Horst Buchholzals Beinahe-Revolverheld in "Die glorreichen Sieben".
Man fühlte sich wieder einmal in die Zeit zurück versetzt, die man der Einfachheit halber immer die "gute alte" nennt. Eine Zeit, in der alles noch gut und billig war, selbst der Buchholz Horst als Schauspieler. Eine, in der das Fernsehen nur drei Programme hatte, die Sportschau um 18 Uhr anfing, und der Musikverein noch doppelt so viele Stühle aufstellen konnte. Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Mindestens ein bis zwei Tage.
Das diesjährige Frühlingskonzert stand unter dem Motto: Melodien aus Unterhaltung, Film und Musical.
Bilder von Konzerten unter unserem Dirigenten Guido Morbach.
Der Bund Saarländischer Musikvereine e.V. (kurz BSM) ist mit rund 200 Mitgliedsvereinen der größte Musikverband des Saarlandes.
Unser Nachbarverein, dem wir gerne auch gegenseitig personell aushelfen.
Wir sind eine Blaskapelle aus Wahlen (Losheim am See) und bestehen bereits seit über 40 Jahren.