Als es nach langem Warten mit »Hände zum Himmel« losging, reagierte selbiger sehr verärgert und schickte allerlei Schneeflocken, um das Getöse da unten abzustellen. Dem verordneten Frohsinn auf der Niederlosheimer Straße tat dies jedoch keinen Abbruch, denn egal wie das Wetter denn sein mag: »Da sin mer dabei! dat is Pri-hi-Ma...«
Nur schien der ein oder andere der Niederlosheimer Zirkus-Musikanten das nicht richtig verstanden zu haben und quälte sich anfangs mehr durch Gute-Laune-Lieder und johlende Menschenmenge. Der Fösendzuuch - für manche die Tour der Leiden (den Verfasser eingeschlossen).
Aber der lange Marsch nach Wahlen oder umgekehrt ist nun mal Tradition und mit ein bisschen undefinierbarem Alkohol, bzw. dem hervorragendem süßen Sekt von Beate im Blut wurden sie eigentlich immer besser: Die seelischen Schmerzen der Fösendmuffel - nicht die musikalischen Leistungen. Letztere werden bekanntlich ab Höhe Wahlener Ortsschild in der Regel dürftig, was aber vom Fachpublikum am Straßenrand noch toleriert wird. Drei Augen zudrücken musste jenes aber bei der allseits gefürchteten Niederlosheimer Marschformation, dem »Chaos der Cäcilia« - einer einzigartigen nie kopierten Technik aus Reih und Glied zu laufen, die an das Gebaren von Freiland-Hennen kurz vorm Eisprung erinnert.
So gesehen, hatten die ansonsten nicht so lustigen Clowns doch noch was für die Erheiterung der Dorfbevölkerung getan, denn: Die Krönung des feinen Humors hatte schon lange vor dem Erreichen der Wahlener Kupp stattgefunden. Nur wenige Niederlosheimer wurden Zeugen, als um 14.15 (man beachte die prekäre Uhrzeit!) der Trommel-Clown auf dem Schulplatz versuchte, seine dicke Trommel am Trompeten-Clown zu befestigen, damit dieser, Rindviech-gleich aufgezäumt, das Trommelfahrwerk durch die Lande zöge. Dem geneigten Musiker werden die Stichworte »Eddi«, »Trommel«, »Fastnachtsumzug« einiges sagen, handelt es sich dabei doch um die Beschreibung eines Phänomens, welches seit etwa 203 Jahren am Rosenmontag den Musikverein heimsucht: Der Transport der dicken und daher schweren Trommel will nicht so recht gelingen. In diesem Jahr musste man auf das herrlichen Krachen der Becken verzichten, denn der Trommelheinz hat leider nur zwei Hände und eine davon war mit Schieben beschäftigt, die andere mit Trommelschlagen. Vielleicht erbarmt sich ja nächstes Mal irgendein Jeck vom Straßenrand und zieht die Trommel unserem Eddi voraus, so dass er trefflich Becken und! Trommel schlagen möge...
Erwähnenswert ist noch der kurze jedoch heftige Anflug von Spontaneität, als die Niederlosheimer Musiker die heim fahrende Fastnachtsgesellschaft lautstark, aber nicht schön im Bus unterhielten. Das hätte der Verfasser unserem zuletzt sehr institutionalisierten Haufen nicht mehr zugetraut.
Jedoch war mit all dem bisschen Spaß schon bald Schluss, nämlich als man die Turnhalle zu Niederlosheim erreicht hatte. Dort wurde jedem Menschen über acht Jahren (vermutlich auch dem letzten Karnevalsoberen) bewusst, dass selbst das alkoholisierte Tröten des Musikvereins, sowie das sich seit Jahren anschließende Gejammer der Tanzband, für erheblich mehr Laune sorgen, als das konservierte Gedudel aus dem Lautsprecher. So hatte die Party bevor sie angefangen hatte, schon ihren Höhepunkt überschritten, was einige der Musiker im Alkohol zu vergessen suchten. Ein Fehler, wie sich Stunden später über dem Abort herausstellen sollte... Und dann die Hände zum Himmel, komm lasst uns fröhlich sein.
Harald Klauck