Wer sie einmal kosten durfte, wird sie niemals vergessen. Schon beim ersten Bissen kitzelt herrliche Würze den Gaumen und wohlige Schärfe lässt Speichel wie Tränen fließen. Welch Wohlbehagen, welch Wonne, welch ein Gericht: Gehackte Fleischreste in Naturdarm an Currysauce.
Die Vorzeige-Komposition des letzten Feuerwerkers im Frittenfachgewerbe: Edmund »Vorsicht Scharf« Heinz. Wahrlich: Ein kulinarisches Feuerwerk! Das nicht gehütete Geheimnis des Meisters klingt hingegen eher wie ausgepinkeltes Lagerfeuer: »Ketchup, Gewürz und Wasser!«
Apropos Wasser: Dieses Jahr hat es »Spicy-Eddy« (eigentlich »Eddi«, sieht aber hier nicht so gut aus) zu später Stunde mit dem Frittensalz ganz besonders gut gemeint (also eher »Salty-Eddy«). Den ebenso späten samstäglichen Gästen hat das zwar ein wenig zugesetzt, doch ganz mannhaft stürzte Mann einfach ein paar Bierchen hinterher - und übrig blieb nur der Currygeschmack des Hauptgerichts. Doch schon einen Tag später meinte der Verfasser, er müsse es Meister »Salty-Eddy« schon um die Mittagszeit gleichtun. Bis er höflich daraufhin gewiesen wurde, manch älterem Mitmenschen bliebe das Mittagessen im Halse stecken: »Beschdau bekloppt, soufill Salz off de Fritten!«
Apropos Mittagessen: »Ponkt zwölf gefft geass!« ist in Niederlosheim auch schon kein gültiges Gesetz mehr. Und welche Auswirkungen eine veraltete Gesetzessammlung hat, konnte man am Sonntag hinterm Stand beobachten. Als der stets positiv denkende Schatzmeister um halb zwölf schon ganze zwei Bons verkauft hatte, ließ der Mut der Musikerdamen merklich nach: Stundenlang Salat gekauft, gewaschen, geschnippelt und geputzt - alles für die Katz! Insbesondere Frau Referatsleiterin »Mittagessen« war das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Stumm und traurig saß sie auf der Bank und wartete auf den Untergang, der glücklicherweise nicht kam, sondern 130 hungernde Menschen - und nachher waren alle glücklich und zufrieden.
Apropos Untergang No. 1: Was einen um die Mittagszeit am Bierstand aus roten Augen anblickte, war kein versoffenes Karnickel, sondern Thomas Finkler. Nachdem dieser die ganze Nacht mit Klaus-Herbert »Hebby« Reiplinger den Festplatz gegen jugendliche Vandalenhorden verteidigt hatte, fand er vor lauter Aufregung zwar keinen Schlaf, dafür aber im Alkohol den Sinn des Lebens. Was er auch jedem gern erzählte, der sich zu lange an der Theke aufhielt.
Womit die Überleitung zu Apropos Untergang No. 2 geschafft wäre (Danke Thomas). Wie in jedem Jahr war unser kleines Fest potentiell demselbigen geweiht: Irgendwann wird überhaupt keiner mehr von Eddis Extra-Klasse-Currywurst mit salzenden Fritten kosten wollen und in der Folge wird auch der Bierkonsum drastisch zurückgehen. Das ist leider kaum zu ändern, denn die Gattung des öffentlich-feiernden Niederlosheimers ist vom Aussterben bedroht. Umso mehr muss man dem Herrn im Himmel danken, dass er ein einziges gottverdammtes Wochenende mit Sonnenschein gesegnet hat. Nicht auszudenken, welchen Verlauf unser Fest (mit dem wir unseren Guido finanzieren) genommen hätte, wenn es anders gewesen wäre.
Apropos Verlauf: Dass unser Sommerfest mehr als gelungen war, verdanken wir nicht nur dem Sonnenschein und den zumindest am Sonntag zahlreichen Gästen. Das verdanken wir erstens den Menschen, die keine Musiker sind und uns trotzdem hinter oder vor den Ständen oder sonst irgendwie geholfen haben. Nicht umsonst! - Präsident Mürres hat schon entsprechende Vergeltungsmaßnahmen angedeutet. Zweitens müssen wir uns selbst auf die Schulter klopfen: Alle haben mitgezogen und sich engagiert. Wenn das so bleibt, auch und insbesondere bei der musikalischen Arbeit, dann werden wir nicht als ausgepinkeltes Lagerfeuer enden, sondern als musikalisches Feuerwerk. Ah, welch Wohlbehagen, welch Wonne, welch ein Pathos! Das lässt doch Tränen und Speichel fließen.
Harald Klauck
Alle Mitwirkenden sind nicht frei erfunden und mögen eventuell als ehrabschneidend empfundene Beschreibungen nicht als solche, sondern als Würze des Textes betrachten.